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Geschichten und Märchen (Zwei Fans von Märchen berichten)
Unser großer Zweibeiner ist eine begnadete Geschichtenerzählerin. Seit sie schreiben kann, schreibt sie Geschichten, Märchen, Romane und jetzt, seit wir sie so schön auf Trab halten, schreibt sie auch über uns Meerschweinchen.
Wir mögen ihre Stimme und lauschen gerne ihren Erzählungen. Die Stimme von ihr könnt ihr natürlich nicht hören, jedoch könnt ihr hier die eine oder andere Geschichte nachlesen.
Casjopaya feiert ihr erstes Weihnachten
Es fiel nicht nur Charlotte auf, auch Lulu merkte, dass mit ihrer Freundin Casjopaya irgendetwas nicht stimmte. Vielleicht lag es doch daran, dass sie nicht ihren Winterschlaf angetreten ist. Denn Casjopaya ist eine Rotwangenschmuckschildkröte.
Aus welchen Gründen auch immer weigerte sie sich standhaft auch nur ein Äuglein zuzumachen. Aber sie wirkte traurig, sehr traurig sogar. "Was ist mit dir, Casjopaya?" versuchte Charlotte als erstes aus der kleinen Schildkröte herauszubekommen, was mit ihr los ist. "Schmeckt dir der Salat nicht oder bist du krank?"
"Nein, nein, mit dem Salat ist alles ok, nur wie immer zu wenig." Sie drehte sich um und wollte sich schon wieder in ihrem Häuschen verkriechen, aber Charlotte ließ nicht locker. "Nun spucks schon aus, irgendetwas stimmt doch mit dir nicht. Wir sind doch Freundinnen, du kannst mir alles erzählen."
Casjopaya schluckte und Tränchen stiegen ihr in die Äuglein. "Ich habe große Angst vor Weihnachten, sehr sehr große Angst." Charlotte kam vorsichtig in das Terrarium herein. Obwohl es dort muckelig warm war, fast schon zu warm für ein Meerschweinchen, wollte sie ihrer Freundin nah sein. Sie stubste sie lieb am Köpfchen schleckte ihr die Tränchen von der Wange und ermunterte sie ihr Herzchen auszuschütten.
"Weißt du Charlotte, ich bin ja schon fast zwei Jahre alt. Und im letzten Jahr war ich noch in dieser Zoohandlung. Da kam dann ein großer Zweibeiner und kaufte mich für deren kleinen Zweibeiner. Ich sollte ein Weihnachtsgeschenk werden. Der Verkäufer meinte, dass ich eh bald meinen Winterschlaf halten würde und es dann überhaupt nicht schlimm ist, wenn ich in dem Karton bleibe."
Charlottes Augen weiteten sich vor Entsetzen. "Sie packten mich dann in einen kleinen Karton. Wohin sie mich brachten, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mich irgendjemand samt dem Karton noch einmal in irgendetwas einpackte. Wohl damit ich wie ein Geschenk aussehen soll. Dann war erst einmal Ruhe und es wurde schön kühl, so dass ich dachte ich könne jetzt meinen Winterschlaf halten. Und dann passierte es. Es wurde plötzlich wieder warm und ich wurde durchgeschüttelt und dann dieses grelle Licht. Und dann guckte ich so in diese riesengroßen Augen von dem kleinen Zweibeiner. Er schaute mich kurz an, meine nur "ah ja, sehr schönes Spielzeug" und packte mich wieder in den Karton. Er dachte wohl ich wäre ein Spielzeug aus Plastik. Ich kam dann zwar in ein Terrarium, aber ich bekam kaum Futter. Der kleine Zweibeiner interessierte sich nicht für mich. Zwei Monate später geschah dann das fürchterlichste. Dieser Zwerg von einem Menschen nahm mich mit nach draußen und ließ mich frei. Sehr schön, wäre es im Sommer gewesen. Aber es war gerade mal Februar, viel zu kalt und ich konnte mich nicht bewegen...!"
"Und dann hat dich Quentin gefunden" ergänzte Charlotte die Erzählung ihrer Freundin. "Und du hast jetzt Angst, dass sich das alles dieses Jahr wiederholt?" Casjopaya nickte zaghaft und kuschelte sich in Charlottes kuscheliges Fell. "Schau, liebe Casjopaya, wenn dich hier niemand mögen würde und wenn sich niemand hier für dich interessieren würde, hätte man dich dann nicht schon längst wieder weggeben? So kümmert sich Quentin doch wirklich rührend um dich, oder etwa nicht?"
Casjopaya seufzte. "Ja schon, er ist wirklich lieb zu mir, obwohl er ja ein kleiner Zweibeiner ist, aber die Angst ist halt da." "Mhm, kann ich verstehen, meine liebe Freundin. Hast du Quentin eigentlich mal gesagt, dass du diese Angst hast?"
Die kleine Schildkröte öffnete weit ihre Augen. "Wie jetzt? Quentin ist ein Mensch, ein Zweibeiner. Wie sollte ich ihm sagen, was ich so denke und fühle?" Charlotte kicherte leise. "Du Dummerchen. Gerade Kinder, also kleine Zweibeiner verstehen uns Tiere sehr gut. Menschenkinder haben noch ganz viele besondere Fähigkeiten. Leider ist es oft so, dass sie diese Fähigkeiten verlieren, wenn sie große Zweibeiner geworden sind. Also unsere kleine Zweibeinerin versteht uns sehr gut. Aber weißt du was, ich habe eine super Idee bekommen. Was hälst du davon, wenn wir drei, also du, Lulu und ich zusammen Weihnachten feiern? Bei uns im Käfig ist es auch schön warm und falls es dir zu kalt werden sollte, kannst du dich unter mein Fell kuscheln. Na? was hälst du davon?"
Casjopayas Äuglein strahlten wieder und ihre Angst war wie weggeblasen. "Würdet ihr das wirklich machen? Also mit mir zusammen Weihnachten feiern? So, wir drei zusammen, bei euch im Käfig?" Charlotte nickte eifrig und strahlte mit Casjopaya um die Wette. "Pass auf, ich wusel mal eben rüber zu Lulu und frag sie direkt mal und danach unsere kleine Zweibeinerin." Und schon machte sich Charlotte auf und erzählte Lulu ihr Vorhaben. Auch Lulu war begeistert von der Idee und zusammen fragten sie ihre kleine Zweibeinerin. Diese besprach das ganze sofort mit Quentin und auch dieser war sofort damit einverstanden. Es kam Casjopaya wie eine gefühlte Ewigkeit vor, als ihr die beiden kleinen Zweibeiner, Lulu und Charlotte die frohe Botschaft übermittelten, dass sie Weihnachten zu dritt feiern würden.
In diesem Sinne wünschen wir Euch und allen tierischen Mitbewohnern frohe Weihnachten.
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